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Vordenken mit internationalen Holzbau-Pionieren

TIM und proHolz luden zum Praxisforum nach Linz

Mit 85 Teilnehmern aus der Holzbau-, Bau- und Architekturszene waren die Räumlichkeiten des Schulbauhofs der Linzer HTL1 Bau & Design am Donnerstag (12.11.2015) voll besetzt. Grund dafür war das aktuelle Praxisforum, welches durch das vom Land OÖ und WKOÖ finanzierte Technologie- und Innovations-Management (TIM) sowie proHolz OÖ veranstaltet wurde. Mit Richard Woschitz und Clemens Huber gewährten dort zwei anerkannte Branchen-Vordenker Einblick in ihre Arbeit an zwei der spektakulärsten Holzbau-Projekte der Welt: der Canary Wharf Crossrail Station in London sowie dem 24 Stockwerke hohen Holzhochhaus (HoHo) in der Seestadt Aspern. Gemeinsam mit weiteren Forschern und Praktikern wurden danach die Potenziale des Holzhybridbaus ausgelotet und in einem Live-Experiment am Biegeprüfstand auf ihre Belastungsfähigkeit getestet.

Impulse und Belastungsgrenzen

„Dass wir renommierte Praktiker nach Linz holen konnten, die mit Ihren Projekten dem internationalen Holzbau unschätzbare Impulse gegeben haben, freut uns natürlich besonders“, betont Co-Veranstalter Markus Hofer von proHolz OÖ. Welche unschlagbaren Materialeigenschaften der Werkstoff Holz im Verbund mit Beton hat, brachte der Live-Versuch beim Praxisforum ans Licht. Dabei wurden zwei unterschiedliche Holz-Beton-Verbund-Decken (700 cm lang, 60 cm breit, Dicke: 14 cm Holz im Verbund mit 10 cm Beton) auf einer 4-Punkt-Biegeversuchsanordnung bis zum Bruch getestet. Das Holz für den Versuch wurde von der Fa. Reisecker zu besonders günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt. Die Zugeigenschaften des Holzes und die Druckeigenschaften des Betons haben dabei wie erwartet perfekt ineinander gegriffen. Die Probekörper sind erst bei einer Belastung von 11 bzw. 14 Tonnen gebrochen – und das bei einem Gewicht von etwa der Hälfte einer herkömmlichen Stahlbetondecke gleicher Dimension.

Neben der Vorstellung spektakulärer Projekte steht beim Praxisforum stets auch der Erfahrungsaustausch mit Forschern und Branchenexperten im Vordergrund. „Neuentwicklungen sind der beste Konjunkturmotor“, ist TIM-Projektmanager und Veranstalter Alois Keplinger überzeugt. „Deshalb sehen wir es als unsere Verpflichtung, interessante technologische Trends in den unterschiedlichsten Branchen möglichst früh vorzustellen und den Kontakt zwischen Forschern und Praktikern zu fördern.“ Um Innovationen voranzutreiben, steht TIM den heimischen Unternehmern daher auch mit umfangreichen Beratungsleistungen – etwa bei der Suche nach Experten, geeigneten Förderinstrumenten u.v.m. – zur Seite. Der Holzhybridbau hat in dieser Hinsicht enormes Potenzial, wie die Präsentationen beim Praxisforum eindrucksvoll unter Beweis stellten.

Pionierarbeit an der Themse

Die Canary Wharf Crossrail Station ist für London nicht nur ein städtebaulicher Meilenstein, sondern beeindruckt auch mit ihren Dimensionen. Entworfen von Architekturguru Norman Foster, erinnert die Haltestelle an ein Schiff, dessen krönenden Abschluss eine rund 300 Meter lange Holzdachkonstruktion der Wiehag GmbH aus Altheim (OÖ) darstellt. Als Blickfang bietet diese mit lichtdurchlässigen Membrankissen einen markanten Kontrast zu den umliegenden Hochhäusern aus Stahl, Beton und Glas. „Um die architektonischen Vorgaben zu erfüllen, haben wir die Konstruktion ein ganzes Jahr lang optimiert“, erinnert sich WIEHAG-Projektleiter Clemens Huber. In dieser Zeit wurde die eigentlich geplante Ausführung der Träger wesentlich vereinfacht. „Ursprünglich waren hochaufwändige zugefräste Holzteile geplant. Dann haben wir den Metallknoten komplexer gemacht, wodurch die Holzbauteile einfacher zu fertigen waren“, präzisiert Clemens Huber. Insgesamt wurden 1.414 Holzträger, 72 Stahlträger, 564 Stahlknoten – davon 86 Anschlussknoten an Stahlbeton – und zwei doppelt gekrümmte Erdrohrträger in Altheim produziert und von einem 20-Personen-Team in nur sechs Monaten bis zur Übergabe im März 2014 montiert.

100 Meter im Visier

Ähnlich anspruchsvoll ist auch die Errichtung des HoHo in der Seestadt Aspern. Mit einer Höhe von 84 Metern wird dieses Leuchtturmprojekt nach der geplanten Fertigstellung im Jahr 2018 das höchste Holzhochhaus der Welt sein. Die entscheidende Vorgabe für den Architekten Rüdiger Lainer war, ein Gebäude zu entwerfen, das den Baustoff Holz im wahrsten Sinn des Wortes spürbar macht. Daher wurde das Hoho mit einem Betonkern samt angedockten Holzkonstruktionen sowie Decken aus Holz-Beton-Verbund geplant. So wird das Holz in der Untersicht der Decken, in den Außenwand- und Fassadenelementen sowie den Stützen stets sicht- und fühlbar bleiben. Dass die Höhe des Gebäudes insbesondere die Statik vor ganz neue Herausforderungen stellt, liegt auf der Hand. „Das Hochhaus besteht aus drei Einzeltürmen, die sich gegenseitig stützen und ein intelligentes Aussteifungskonzept haben“, betont HoHo-Tragwerksplaner Richard Woschitz. Die maximale Horizontalverschiebung beträgt daher trotz der Höhe lediglich 62 mm. Zudem wird die durch die Höhe bedingte Stauchung der untersten Stütze um fünf Zentimeter durch fünf Zentimeter Überlänge kompensiert. „Wir haben die statischen Probleme gut in den Griff bekommen. Daher glaube ich nicht, dass mit der Höhe von 84 Metern bereits das Limit erreicht ist. 100 Meter für Holzhochhäuser sind durchaus realistisch“, ist Richard Woschitz überzeugt.